Wer war Till Eulenspiegel ?
Till Eulenspiegel ist eine bemerkenswerte Figur aus der deutschen Folklore und die Hauptfigur in einer Reihe von Volksmärchen. Er ist vor allem für seine List und seine Streiche bekannt und basiert auf einer realen Person, die im 14. Jahrhundert gelebt hat. Die populärsten Geschichten über Till Eulenspiegel stammen jedoch aus dem 16. Jahrhundert.
Der echte Till Eulenspiegel
Man nimmt an, dass Till Eulenspiegel in Kneitlingen, Braunschweig, geboren wurde und 1350 in Mölln, Schleswig-Holstein, starb, nachdem er der Schwarzen Pest zum Opfer gefallen war. Sein Grabstein befindet sich in dieser Stadt und ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Till reiste ausgiebig durch das Heilige Römische Reich, Dänemark, Polen und Italien, wo sich viele seiner schelmischen Abenteuer und Streiche abspielen. Schon als Kind war Till voller Unfug. In einer Geschichte beschwerten sich beispielsweise die Nachbarn der Eulenspiegels bei Tills Vater, dass sein kleiner Sohn ein Schelm sei. Als der ältere Eulenspiegel mit seinem Sohn darüber sprach, schlug Till vor, dass sie gemeinsam mit den Nachbarn einen Ausritt machen sollten, bei dem er still hinter seinem Vater sitzen würde. Der Junge erwähnte auch, dass die Leute in der Stadt trotzdem lügen und sich über ihn beschweren würden. Während des Ausritts entblößte Till, obwohl er ruhig saß, seinen Hintern vor den Stadtbewohnern, woraufhin diese sich beschwerten. Sein Vater konnte jedoch nicht sehen, was sein Sohn tat, und glaubte, er habe ruhig gesessen.
Der berühmteste Streich von Till Eulenspiegel
Obwohl die Geschichten besagen, dass Till Eulenspiegel den Leuten hauptsächlich aus Unfug Streiche spielte, tat er dies manchmal auch, um Geld, Essen oder Rache zu bekommen. Eine Geschichte handelt von seiner Ausbildung zum Bäckergesellen. Nachdem Till ein paar Tage beim Bäcker ist, soll er die Brötchen für den nächsten Tag backen. Weil er sich jedoch nicht sicher ist, was genau er backen soll, fragt er den Bäcker. Dieser entgegnet aus Spaß: „Eulen und Meerkatzen.“ Als der Bäcker am Morgen in seine Backstube kam, traute er seinen Augen kaum, denn überall waren Eulen und Meerkatzen. Till Eulenspiegel hatte genau das getan, um was der Bäcker ihn gebeten hatte. Dies zeigt, dass der Hintergrund für seine Streiche nicht nur Unfug war, sondern dass sie den Menschen auch einen Spiegel bieten sollten und auf ihre Fehler und Ungenauigkeiten hinwiesen.
Das Grab von Till Eulenspiegel spiegelt sein ungewöhnliches Leben wider. Nach Tills Tod wurde sein Leichnam in einen Sarg gelegt, der nach altem Brauch aus einem ausgehöhlten Baumstamm gefertigt wurde. Als der Sarg in die Erde gesenkt wurde, riss das Seil, das das untere Ende des Sarges hielt, sodass der Sarg mit dem Boden voran in das Grab fiel und der Leichnam in aufrechter Position liegen blieb. Man beschloss, es dabei zu belassen, da Till besonderes Leben geführt hatte und daher auch auf seltsame Weise beerdigt werden sollte.
Frust ablassen und dabei lachen – auch heute noch
Die Erzählungen über die Streiche von Till Eulenspiegel waren im 16. Jahrhundert in Deutschland, aber auch in Dänemark und Polen, sehr beliebt. Einer der Reize dieser Geschichten besteht darin, dass ein Individuum seinem Frust Luft machen und sich an der Gesellschaft rächen kann, und zwar durch seinen Charakter. Im Laufe der Zeit wurden diese Geschichten abgeschwächt, um prüderen Ansprüchen gerecht zu werden. Dennoch dienten sie weiterhin der Unterhaltung und blieben beliebt. Auch nach 500 Jahren sind die Geschichten immer noch modern, viele Menschen kennen die Streiche des Eulenspiegel und die Till Eulenspiegel Filme sind noch stets beliebt
Eulenspiegel – Synonym für Streiche
Die Geschichten wurden im 16. Jahrhundert nicht nur berühmt, sondern einige der Begriffe wurden auch in die deutsche Sprache übernommen. Zum Beispiel wurde nach dem Erscheinen der Geschichten von Till Eulenspiegel durch seinen Namen recht schnell der Begriff „Eulenspiegelei“ geprägt. Der Begriff umschreibt einen Streich oder auch eine freche Tat und leitet sich von Tills Nachnamen ab. Dieser ist zusammengesetzt aus altdeutschen Wörtern aus Norddeutschland.