Der Mutterinstinkt    

Der Mutterinstinkt ist ein oft beleuchtetes Thema in unzähligen Studien, wissenschaftlichen Artikel

Der Mutterinstinkt

Der Mutterinstinkt ist ein oft beleuchtetes Thema in unzähligen Studien, wissenschaftlichen Artikeln und in unserem gesellschaftlichen Leben. Neben der Frage, was der Mutterinstinkt tatsächlich ist, lautet die häufigste Fragestellung: Existiert er überhaupt? Die Ergebnisse der Studien unterscheiden sich erheblich.

 

Was ist der Mutterinstinkt?

Der Mutterinstinkt beschreibt die Verhaltensweise von Müttern gegenüber ihren Babys und Kindern und die damit verbundene hingebungsvolle Bereitschaft, Tag und Nacht für den Schutz, die Fürsorge, die geistige und körperliche Entwicklung verfügbar zu sein.

Eine Schwangerschaft verändert das Gehirn einer Mutter , der Köper schüttet unter anderem Oxytocin aus, ein Hormon, das Glücksgefühle auslöst und für die Milchproduktion nach der Geburt sorgt. Naturgemäß definiert unsere Gesellschaft demzufolge den Instinkt, Babys mit Liebe, Nahrung und Fürsorge zu versorgen und bedingungslos vor Gefahren zu schützen als einen Instinkt, der den Müttern zugeschrieben ist. Interessanterweise lässt sich diese Verhaltensweise aber auch bei Vätern, Großeltern und sogar nahestehenden Bezugspersonen der Babys auch ohne Blutsverwandtschaft beobachten.

 

Was ist Mutterliebe?

Den Begriff der Mutterliebe kann man auf durchaus verschiedene Arten erklären. Auf der rein wissenschaftlichen Seite spielen wieder die Hormone, allen voran das Oxytocin, eine große Rolle. In entsprechenden Studien wurden Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen von Müttern analysiert und auf Video aufgezeichnet.

Das Ergebnis dieser Studien ist es, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der wachsenden Bindung und dem Anstieg des Oxytocin-Spiegels im Blut der Mutter gibt. Interessanterweise lässt sich jedoch auch ein Anstieg des Oxytocin-Spiegels im Blut der Väter oder beispielsweise der Großeltern beobachten.

 

Wie fühlt sich Mutterliebe an?

Neben der Wissenschaft spielt in dieser Frage natürlich die Psychologie eine überragende Rolle. Wer als Kind Nähe, Geborgenheit, Liebe und Zuwendung erfahren hat, dessen Chancen stehen in der gesamten weiteren Lebensentwicklung besser als bei emotional und körperlich vernachlässigten Babys und Kleinkindern.

Babys, die zum Beispiel viel Liebe durch Körperkontakt erfahren, sind ruhiger und erleben den Köper der Mutter über alle Sinne. Berührung, Geräusche, Wärme, der Mutter sind präsent. Das Urvertrauen des Babys wird gestärkt, und es fühlt sich angenommen, geborgen und geliebt. Darf ein Kind eine solche Zuwendung erfahren, so werden die Grundsteine für Liebesfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Vertrauen und Selbstvertrauen gelegt.

 

Warum können einige Mütter ihre Kinder nicht lieben?

Ca. 10 bis 15 % Mütter der Mütter erkranken laut der Deutschen Depressionshilfe an einer postpartalen Depression. Das Krankheitsbild der postpartalen Depression ist abzugrenzen von den sprichwörtlichen „Heultagen“, auch „Babyblues“ genannt. Die Heultage sind kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern vielmehr eine Kombination aus Erschöpfung, die plötzliche Verantwortung für das Baby oder die Angst, etwas falsch zu machen, und das eigene Leben, das sich völlig auf den Kopf stellt. Es ist wichtig, dass betroffene Frauen hier frühzeitig die Anzeichen einer Überforderung mit dem Baby erkennen.

Die postpartale Depression hingegen bezeichnet ein unter Umständen schwerwiegendes Krankheitsbild, das eventuell eine Gefahr für Mutter und Kind bedeutet.

Gründe und Ursachen für die postpartale Depression:

  • die hormonelle Umstellung
  • depressive oder andere psychische Vorerkrankungen
  • die übermächtige Angst, etwas falsch zu machen
  • eine schwierige Geburt
  • Probleme beim Stillen
  • Erwartungsdruck

Symptome der postpartalen Depression:

  • Stimmungsschwankungen
  • Wesensveränderung
  • Rückzug aus dem sozialen Leben
  • körperliche Ungepflegtheit
  • häufiges Weinen
  • Verleugnung der Situation

Liegt der Verdacht für eine postpartale Depression vor, sollten Angehörige nicht zögern, Hilfe zu suchen. Hebamme oder Gynäkologe/Gynäkologin können eine erste Anlaufstelle sein. Psychologische Begleitung durch erfahrene Psychologen oder auch eine medikamenteninduzierte Therapie ist im weiteren Verlauf wichtig und hilfreich, eine eventuelle Gefährdung des Kindes durch die Mutter oder Selbstgefährdung der Mutter zu verhindern.

Ist die Therapie erfolgreich, so besteht eine gute Chance, dass Mutter und Kind sich annähern und ein gutes und liebevolles Verhältnis zueinander aufbauen können. Nähere Informationen dazu hier.
Wichtig: Keine Mutter ist „schuld“ an einer postpartalen Depression, und Hilfe zu suchen und anzunehmen ist kein Versagen als Mutter, sondern zeug im Gegenteil für einen verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst und dem Neugeborenen.

 

Lieben Eltern alle ihre Kinder gleich stark?

Ja, natürlich, werden alle Eltern einstimmig antworten. Zumindest öffentlich. Denn insgeheim kann sich vermutlich das ein oder andere Elternteil nicht davon freisprechen, ein Kind zu bevorzugen und „ein bisschen lieberzuhaben“. Eingestehen würde sich das aber wohl niemand. Und doch: Die „Within-Familiy-Differences”-Studie hat gezeigt, dass 70% der Eltern Lieblingskinder haben.

Wobei nicht ganz klar ist, woran das liegt. Als mögliche Gründe werden diskutiert:

  • Die Evolution – das Kind mit den stärksten Gegen setzt sich bei den Eltern durch
  • Das Nesthäkchen-Syndrom – das jüngste Kind wird verhätschelt und bevorzugt
  • Das Kind, das einem selbst am ähnlichsten ist
  • und viele mehr

Fakt ist: Lässt man ein Kind über eine längere Dauer hinweg spüren, dass das Geschwisterkind das Lieblingskind ist und es den Eltern eigentlich nichts recht machen kann, so wird es dieses Kind schwer haben, und zwar sein Leben lang. Es wird immer versuchen, den Eltern zu beweisen, dass doch liebenswert ist.

Sollten Eltern ein Lieblingskind haben, so kann es sinnvoll sein, mit einer Gesprächstherapie aufzuarbeiten, was die Gründe sein könnten, und Möglichkeiten zu finden, hier ein Gleichgewicht herzustellen.

 

Warum ist Mutter-Tochter-Beziehung manchmal schwierig?

Die Beziehung von Müttern und Töchtern ist eine der engsten möglichen zwischenmenschlichen Beziehungen. Und damit auch automatisch oft eine der kompliziertesten, zumindest zeitweise. Dabei ist nicht zuletzt prägend, wie das eigene Verhältnis einer Mutter wiederum zu ihrer Mutter ist oder war. Die eigene Lebenserfahrung spielt eine große Rolle in der Mutter-Tochter-Beziehung.

Dementsprechend kann zu viel Kontrolle, Desinteresse (auch emotional), Geltungsbedürfnis oder Unzuverlässigkeit in getroffenen Absprachen dazu beitragen, dass Mütter und Töchter einander fremd werden.

Belastet die Situation zu sehr, gibt es verschiedene Ansätze, hier anzupacken. Gemeinsam Filme schauen oder ins Kino gehen (hier muss nicht soviel geredet werden), gemeinsam etwas Kochen, und die Tochter ist Chefköchen, Rituale wie eine Tasse Tee am Nachmittag oder eine regelmäßige gemeinsame Joggingrunde – in diese wichtige Beziehung zu investieren lohnt sich, denn irgendwann kann es zu spät sein und das emotionale Band wird spätestens dann im Erwachsenenalter abgetrennt.